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Der Ukrainekrieg im Fokus: Eine kritische Diskussion

Michael Haller und Hans-Peter Waldrich bei den Kölner Mediengesprächen

Politische Auseinandersetzungen und Konflikte sind allgegenwärtig – ob auf den großen politischen Bühnen oder im kleinen privaten Kreis. Dabei werden Themen wie die Migrationspolitik, Coronamaßnahmen oder die Kriege in der Ukraine und in Nahost zumeist nicht konstruktiv erörtert, sondern in Grabenkämpfen inszeniert. Dem wollen Michael Haller und Hans-Peter Waldrich mit einem Debattenmodell begegnen, das zum Thema „Waffenlieferungen an die Ukraine“ durchaus kontrovers und gleichzeitig respektvoll und auf Augenhöhe den anderen zu Wort kommen lässt.

Ihrer Diskussion war die Video-Einspielung einer Rede von Hans-Peter Waldrich vorausgegangen, die er bei der von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht organisierten Protestveranstaltung Aufstand für Frieden am 25.2.2023 in Berlin hielt. Die Position, die er dort vertrat, bewegte Michael Haller dazu, in die Diskussion mit seinem Freund – die beiden kennen sich bereits aus ihrer Schulzeit – zu gehen. Dies führte zu einem E-Mail-Wechsel, der jüngst als Buch mit dem Titel Schuld, Verantwortung und Solidarität. Eine Kontroverse über Russland, Deutschland und die Nato im Ukrainekrieg im Herbert von Halem Verlag erschienen ist.

Michael Haller und Hans-Peter Waldrich bei den Kölner Mediengesprächen
Hans-Peter Waldrich (l.) und Michael Haller bei den Kölner Mediengesprächen.

Konträre Meinungen auf einer Bühne

Im Rahmen der Kölner Mediengespräche trafen die beiden Freunde nun auf der Bühne zusammen, um ihre teils völlig konträren Meinungen „zivil und ohne Geschrei“ auszutauschen. Dabei vertrat Waldrich einen explizit pazifistischen Standpunkt, der sich gegen Waffenlieferungen, für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen einsetzt. Hintergrund sei unter anderem seine Sorge vor einer atomaren Eskalation. Dem setzte Haller entgegen, dass niemand Krieg wolle. Doch unter welchen Bedingungen, fragt er, sei es möglich, Frieden zu erhalten bzw. herzustellen. In seinen Augen sei die pazifistische Haltung eine Flucht vor der Realität, die sich der gegenwärtigen Lage (Krieg in Europa) verschließe.

Wie damit umgehen?

Dem teilweise emotionalen Disput zwischen Haller und Waldrich folgten abschließend Fragen aus dem Publikum, die den beiden Diskutanten noch einmal auf den Zahn fühlten: Mit welchem Angebot würde Waldrich mit Putin in Friedensverhandlungen gehen? Würde Haller – da er die Unterstützung der Ukraine im Krieg mit Russland befürworte – in andere, teils noch schärfere Konflikte, ebenfalls mit Waffenlieferungen eingreifen? Zu einer Lösung der Frage, wie mit dem Ukrainekrieg umzugehen sei, kam es an diesem Abend nicht. Aber es zeigte sich, dass auch völlig entgegengesetzte Meinungen rücksichtsvoll und zivil erörtert werden können.