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Medien im Ausnahmezustand (Update)

Auch dieses Jahr findet wieder eine Veranstaltung des Herbert von Halem Verlags auf der Frankfurter Buchmesse statt. Im hr Forum Literatur & Sachbuch (Standnummer 3.1 L11) diskutieren am 5. Oktober 2006, um 16 Uhr, die Autoren Stephan Weichert und Steffen Burkhardt über Medien im Ausnahmezustand.

Ob Promi-Skandale, Naturkatastrophen oder Kriege – die Massenmedien sind wahre Meister darin, bestimmte Geschehnisse als breitenwirksame Spektakel aufzubauschen und mediengerecht in Szene zu setzen: Nervöse Breaking-News- Laufbänder und Korrespondenten-Schalten konkurrieren mit der klügsten Expertenmeinung und der originellsten Schlagzeile um öffentliche Aufmerksamkeit. Die schnell überdreht wirkende Medienereignis-Spirale bekommt oft eine publizistische Eigendynamik, der sich Fernseh- und Zeitungsredaktionen kaum entziehen können. Denn sobald das Spektakel in Gang kommt, herrscht Ausnahmezustand in der Mediengesellschaft: Andere Nachrichten verschwinden spurlos von der Informationsagenda, die üblichen Programmstrukturen und Blattschemata werden plötzlich umgeworfen – stattdessen werden eifrig „Brennpunkte“ gesendet und Sonderausgaben gedruckt.

In der Diskussionsveranstaltung Medien im Ausnahmezustand werden die Konsequenzen aus der Jagd nach Exklusivmeldungen im Journalismus reflektiert. Beispielhaft werden am Skandal um den TV-Moderator und jüdischen Funktionär Michel Friedman sowie an den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und ihren Darstellungen im Fernsehen die thematischen Phasenverläufe, Aktantenstrukturen und die komplexen Politisierungs- und Ritualisierungsstrategien der Medien genauer in den Blick genommen.

Mit der TV-Moderatorin Judith Rakers diskutieren Steffen Burkhardt und Stephan Weichert über die spezifischen Selektionsmuster und die symbolischen Ordnungs- und Orientierungssysteme, die für die gesellschaftliche Kommunikation konstituierend sind. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, warum über Ereignisse in den Medien nicht einfach objektiv berichtet wird, sondern „Medienskandale“ und „-ereignisse“ erst durch das Mediensystem konstruiert werden. So wird für entsprechende Geschehnisse erst Öffentlichkeit erzeugt und das Publikum kann/muss vergemeinschaftet teilnehmen.

Technorati tags: Frankfurter Buchmesse • Krise • Medienskandal • Steffen Burkhardt • Stephan Weichert

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